...125 Jahre Kolpingsfamilie Ottobeuren


... 125 Jahre Weltgeschehen! Vorab ein paar Fakten:

• 1885: Gottlieb Daimler erhält ein Patent auf seinen „Reitwagen“, den Prototyp für das Motorrad.
• 1885: Vincent van Gogh malt "Die Kartoffelesser“.
• 1885: Pastor Friedrich von Bodelschwingh gründet die erste Bausparkasse in Deutschland.

Viele weitere Ereignisse finden in dieser Zeit statt. Astronomen entdecken neue Sternbilder, Firmen werden gegründet, Kriege geführt und ... völlig unbeachtet vom Weltgeschehen wird auch die Kolpingsfamilie Ottobeuren gegründet. In dieser Zeit sind die Probleme vor Ort, das Weltgeschehen interessiert nur am Rande. Die Handwerker, die Gesellen sind arbeitslos, schlecht ausgebildet, benötigen eine Bleibe. Adolph Kolping wird zum Begriff. So auch in Ottobeuren. “Die Nöte der Zeit werden euch zeigen was zu tun ist.“ Vor 125 Jahren.
Drei Generationen später. Die „Nöte der Zeit“ sind andere. Die Welt hat sich weiter entwickelt. Das Individuum rückt in den Vordergrund. Die Idee Kolping existiert weiter, auch in Ottobeuren. Warum? Die Handwerker haben ihre Bleibe, die Ausbildung der jungen Leute ist gut wie noch nie. Die Struktur des Vereines ändert sich. Die Idee Kolping lebt weiter. Was steckt dahinter? Die Geselligkeit, das Beisammensein, das gemeinsame Erleben – 72h­Projekt, Altpapiersammlung, Bergmesse..? Es muss mehr sein, wesentlich mehr. Über 125 Jahre hinweg, durch Rezession, Krieg, Aufschwung, Arbeitslosigkeiten, Wirtschaftsboom... es steckt sicher mehr dahinter. Ich weiß nicht, welche Zeit die schwierigste war oder ist, jede Zeit hat Höhen und Tiefen. Mehrmals schreibt der Chronist von Vereinskrise, von Ermüdung und immer wieder geht es weiter. Getragen von Freiwilligkeit, von Idealismus, vor dem christlichen Hintergrund und ... von vielen helfenden Händen. Seit 125 Jahren. Warum bleibt jemand der Idee Kolping über 70 Jahre treu? Warum tritt ein Jugendlicher einem Verein bei, der in keiner Tabelle steht? Die Antwort kann nur die Zeit geben, die nächsten 125 Jahre? Vielleicht? Hoffentlich! Die Kolpingsfamilie Ottobeuren ist es sicherlich wert.

Bernhard Schneider
1. Vorsitzender

Rede zum 125jährigen Bestehen der Kolpingsfamilie Ottobeuren am 10.10.2010